Was ist Yoga? Die wichtigsten Begriffe erklärt!

Sobald die Matte ausgerollt wird, scheint die Zeit automatisch etwas langsamer zu laufen: Wenn du zur Yoga-Community gehörst, kennst und liebst du dieses Gefühl schon längst. Falls du aber noch nie etwas mit Yoga zu tun gehabt hast, fragst du dich wahrscheinlich, warum so viele Leute davon schwärmen. Yoga, ist das Sport? Eine Religion? Und: Was bedeuten eigentlich Begriffe wie Pranayama, Hatha, Ashtanga oder Kundalini Yoga?

Was ist Yoga?

Das klingt alles sehr verwirrend? Keine Sorge, hier liest du alles über die Philosophie hinter Yoga, verschiedene Yoga-Stile und den Unterschied zu Pilates!

Für wen und was ist Yoga eigentlich gut?

Mit Yoga verbinden wir in der westlichen Gesellschaft oft durchtrainierte Menschen, die scheinbar mühelos ihren Körper in alle (un-)möglichen Posen verbiegen und dabei schicke Sportkleidung tragen. Tatsächlich sind die körperlichen Übungen aber nur ein Bruchteil dessen, was wirklich hinter Yoga steckt und dementsprechend muss man auch kein Supersportler sein, um Yoga zu praktizieren.

Wer kann Yoga machen?

Yoga eignet sich für jeden, da es viele verschiedene Varianten gibt. Letztendlich kommt es also nur darauf an, das Yoga zu finden, das zum eigenen Typ und Gesundheitszustand passt. Übrigens: Yoga kennt kein Geschlecht, denn sowohl Männer (Yogis) als auch Frauen (Yoginis) profitieren von der jahrtausendealten Praxis!

Was bringt das?

Yoga bringt sehr viel mehr, als man auf den ersten Blick vielleicht denkt. Viele Yoga-Stile basieren auf gewissen Körperübungen, den sogenannten Asanas. Dadurch wird die Muskulatur beansprucht und das Herz-Kreislauf-System gestärkt.

Yoga ist also einerseits gut für deinen Körper und hat durchaus eine sportliche Seite. Der Abnehm- und Straffungseffekt ist bei regelmäßigem Yoga eine positive Nebenwirkung, allerdings nicht das grundlegende Ziel einer Yoga-Reise, denn eigentlich geht es um die Lebenseinstellung.

Yoga bringt verbesserte körperliche Gesundheit, aber auch Geist und Seele tun die Einheiten gut. Denn Yoga fördert Geduld, entspannt und bewirkt gleichzeitig, dass man sich nicht mehr so leicht stressen lässt.

Kurz: Durch Yoga wächst die Achtsamkeit gegenüber den Mitmenschen, der Umwelt, aber auch sich selbst.

Ursprung und Geschichte von Yoga

Yoga hat ein stolzes Alter: Vor über 2000 Jahren ist die Disziplin in Indien entstanden. Das Wort selbst kommt aus dem Sanskrit und bedeutet grob übersetzt „Einheit, Harmonie“. Nach indischer Tradition geht es beim Yoga nicht in erster Linie um den körperlichen Aspekt, sondern vielmehr darum, in den eigenen Geist einzutauchen und ihn zu erfassen, zu verstehen und zu erweitern.

Aber wie kommen die Asanas ins Spiel? Ganz einfach: Die Körperübungen sind dazu gedacht, eine langanhaltende Meditation zu ermöglichen und auch Bewegungen bewusst wahrzunehmen. Eine Lehre aus dem 5. Jahrhundert beschreibt Yoga als einen Pfad, der aus acht Stationen besteht:

  1. Yama: Verhaltensregeln und moralische Disziplin
  2. Niyama: Selbstdisziplin
  3. Asanas: körperliche Übungen
  4. Pranayama: Atemtechniken
  5. Pratyahara: Rückzug in den eigenen Geist
  6. Dharma: Konzentration, Einhaltung von Regeln für das Miteinander
  7. Dhyana: Meditation
  8. Samadhi: Erleuchtung

Alt und verstaubt ist Yoga aber keineswegs – und das liegt genau daran, dass es eine Praxis ist, die wirklich jeden willkommen heißt.

Yoga, Pilates, Yogates? Der feine Unterschied

Dehnen, Strecken, Innehalten: Auf den ersten Blick scheinen Pilates und Yoga sich nicht wirklich voneinander zu unterscheiden. Macht man also eigentlich Pilates, wenn man auf der Yogamatte steht? Nicht ganz, denn leichte Unterschiede gibt es durchaus, ebenso wie Mischformen.

Pilates

Pilates ist zunächst einmal deutlich jünger als Yoga. Seit dem frühen 20. Jahrhundert gibt es diese Variante, die vor allem darauf abzielt, die Muskeln zu stärken. Mit dem eigenen Körpergewicht wird das Prana, die Energie, in der Körpermitte sowie in Armen und Beinen geweckt. Für Einsteiger kann das ziemlich anstrengend sein, grundsätzlich geht es aber nicht um Leistungssport, sondern darum, präzise die Bewegungstechnik auszuführen und sich mit Bedacht zu bewegen.

Yogates

Der Name verrät es schon: Yogates ist eine Mischung aus Yoga- und Pilates-Elementen. Dabei wird in der Regel mit Yoga-Asanas begonnen, darauf folgen anspruchsvollere Übungen nach dem Pilates-Konzept: Es geht an die Bauchmuskeln! Der dritte Block besteht wieder aus lockereren Asanas und beendet die Einheit sanft.

Yoga-Arten kurz erklärt

Eins vorweg: DAS Yoga gibt es nicht, vielmehr stehen viele verschiedene Varianten gleichberechtigt nebeneinander. Wie bereits gesagt, geht es nur darum, welche Art dir persönlich am meisten zusagt. Damit du dir eine konkrete Vorstellung machen kannst, hier eine Auflistung der bekanntesten Stile.

Ashtanga Yoga

Eine Ashtanga-Einheit läuft nach der immer gleichen Reihenfolge ab. Die besteht aus sehr dynamischen Übungen, die die Muskeln ordentlich beanspruchen und durch Kehlkopfritzenatmung geleitet werden. Dieser Yoga-Stil ist stark nach dem Pfad der acht Schritte ausgerichtet.

Bikram Yoga

Die typischen 26 Übungen werden beim Bikram-Stil in einem sehr warmen Raum ausgeführt. Um die 40°C Zimmertemperatur sorgen dafür, dass die Muskeln noch stärker gelockert werden und man viel schwitzt. Bikram Yoga ist also doppelt gut für die Gesundheit, weil es sehr entschlackend wirkt.

Hatha Yoga

Wenn wir von Yoga sprechen, haben wir in der Regel diesen Stil im Sinn. Hatha-Yoga eignet sich hervorragend für Anfänger, da die leichten Körperübungen und ruhigen Atemtechniken für jeden machbar sind und sanft in die Yoga-Philosophie einführen.

Die Verbindung zum Geist steht hier stärker im Mittelpunkt als die körperliche Anstrengung.

Hatha Yoga

Kundalini Yoga

Beim Kundalini-Stil werden zusätzlich zu den Asanas besonders intensive Atemübungen ausgeführt. Das Prana, der Atemfluss bzw. die Lebensenergie, wird bewusst geleitet. Auch Meditation und das Wiederholen von Mantras spielen hier eine wichtige Rolle. Der Fokus liegt also eher auf der spirituellen Ebene.

Yoga Nidra

Diese Variante taucht tief in die geistige Welt ein: Es wird gezielt ein tranceähnlicher Zustand zwischen Schlafen und Wachen hergestellt, in dem man die eigenen Gedanken und Gefühle bewusst erlebt, ohne zu urteilen. Yoga Nidra konzentriert sich nicht auf Körperübungen, sondern auf die Meditation.

Power Yoga

Als Grundlage für diesen Stil dient Ashtanga-Yoga. Der Hauptunterschied ist, dass die Reihenfolge der Asanas beim Power Yoga wesentlich flexibler gestaltet werden kann. Auch hier sehen die Posen vielleicht nicht allzu anstrengend aus, bringen aber schnell ins Schwitzen, da die Tiefenmuskulatur beansprucht wird. Die Asanas werden lange gehalten und zielen darauf ab, Koordination, Atmung, Kraft und Balance zu stärken.

Vinyasa Yoga / Vinyasa Flow

Beim Vinyasa Flow gehen die Asanas fließend ineinander über und werden durch die Atmung geleitet. Die Asana-Reihenfolge wird mehrere Male wiederholt und das in einem eher flotten Tempo. Beim Vinyasa-Yoga werden also neben der bewussten Atmung auch Muskeln aufgebaut und gestärkt.

Yin Yoga

Wer es lieber ruhig mag, ist mit Yin Yoga gut beraten, denn dieser Stil ist sehr ruhig.

Die Positionen werden mitunter mehrere Minuten lang gehalten, allerdings geht es dabei nicht um Kraftaufwand, sondern vielmehr um den Dehneffekt und darum, in den Körper hineinzuhören.

Als positiver Nebeneffekt werden dabei die Gelenke gestärkt und das Bindegewebe (Faszien) wird entspannt.

Yin Yoga

Die wichtigsten Yoga- und Meditationsbegriffe

Nun weißt du Bescheid über die gängigsten Stilrichtungen, allerdings verliert man im Dschungel der Sanskrit-Begriffe schnell mal den Überblick. Wir haben die wichtigsten Begriffe gesammelt:

Achtsamkeit

Mit Achtsamkeit, Sanskrit smrti, ist eine aufmerksame Grundhaltung gemeint. Aufmerksamkeit bedeutet in diesem Zusammenhang, dass man sich über den Moment bewusst ist und die gegebenen Umstände annimmt, wie sie sind. Denn sobald du die Welt so akzeptieren kannst, wie sie ist, fällt es dir auch leichter, deine Gefühle und Gedanken zu erkennen, ohne sie zu bewerten.

Bodhi

Das Sanskrit-Wort bedeutet „Erwachen, Erleuchtung“ und ist ein zentrales Element im Yoga. Denn grundsätzlich wird eben dieser Zustand der Erleuchtung angestrebt, in dem der Zustand des reinen Geistes als Grundlage für ungeahntes eigenes Potenzial erkannt wird. Natürlich kommt die Erleuchtung nicht von heute auf morgen; der Weg dorthin führt von der Yoga-Lehre bis hin zum regelmäßigen Meditieren.

Chakra

Vielleicht bist du schon einmal auf Begriffe wie Herz-Chakra oder „Drittes Auge“ gestoßen. Chakra bedeutet „Kreis, Rad“ und meint die Energiezentren im Körper. Der Gedanke dahinter: Je mehr Energiezentren du öffnen kannst, desto mehr näherst du dich dem Zustand der Erleuchtung. Alle Chakren haben eine besondere Bedeutung.

So kann dir zum Beispiel das Dritte Auge einen besseren Fokus ermöglichen, wenn du dich ganz darauf konzentrierst, es zu öffnen. Übrigens: Das Dritte Auge liegt im Bereich zwischen den Augenbrauen und ist das sechste Chakra.

Dharma

Man unterscheidet zwischen kosmischem und persönlichem Dharma, oder mit anderen Worten der universellen Ordnung und der eigenen Lebensaufgabe. Dharma meint im Wesentlichen die Regeln für das Miteinander im öffentlichen und privaten Raum. In Südostasien wird Dharma je nach Religion etwas unterschiedlich interpretiert.

Karma

Dieser Begriff dürfte wohl niemandem unbekannt sein: Karma bedeutet „Wirkung, Tat“ und besagt als Prinzip, dass alle Taten früher oder später im Leben Konsequenzen haben. Mit Karma ist also das Ursache-Wirkung-Prinzip gemeint.

Mantra

Das bekannteste Mantra ist „Om“, aber ganz grundsätzlich versteht man unter Mantra einfach die formelhafte Abfolge von Wörtern oder einzelnen Silben. Das Mantra wird immer wieder gesprochen oder gesungen und eignet sich gut als Meditationstechnik. Übrigens kannst du dir auch ein ganz eigenes Mantra überlegen, wenn du dich mit keinem der bekannten so wirklich identifizierst.

Nirvana

Wenn ein Buddhist von Nirvana spricht, meint er damit den Ausstieg aus dem Kreis von Wiedergeburten und das Erwachen in einem Zustand der Erleuchtung. Nirvana kann man entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht erst nach dem Tod erreichen: Im Prinzip betritt man dieses Reich, sobald man ganz unabhängig von äußeren Umständen und Emotionen Glück erlebt und frei von Gier, Egoismus und ähnlichen Eigenschaften ist.

Prana

Als Prana bezeichnet man die Lebensenergie, die durch den Körper fließt. Mit Atemtechniken, Pranayama genannt, kann die Energie gelenkt und bewusst erlebt werden.

Samadhi

Als wesentlicher Teil des Yoga-Pfades meint Samadhi die Erkenntnis, dass alles eins ist und schon immer war. Der Zustand wird von Yogis als Wahrnehmung jenseits von Wachen, Schlafen und Träumen beschrieben. Samadhi bedeutet auch, dass dieser Gedanke im Geist verankert wird.

Zen

Zen ist ebenfalls ein bekannter Begriff, unter dem man sich allerdings oft nichts Konkretes vorstellen kann. Es handelt sich um eine Strömung des Buddhismus und hat als wesentlichen Bestandteil das Zazen, also die Meditation im stillen Sitzen.

Fazit: Yoga als Lebensphilosophie

Ist Yoga also ein Alleskönner? Nun ja: Natürlich kann es keine Knochenbrüche heilen oder sonstige Wunder bewirken. Wenn du dich allerdings auf die Philosophie der Einheit von Körper und Geist einlässt, wirst du schnell merken, dass sich dein Alltag positiv verändert. Stress und Sorgen werden durch Yoga zwar nicht weniger, doch du wirst sehen, dass du viel besser damit umgehen kannst.

Als angenehmer Nebeneffekt machen manche Yoga-Stile außerdem stark und gelenkig, sodass du ein stärkeres Bewusstsein für deinen Körper entwickelst und dich dank entschlackender Wirkung einfach besser fühlst.

Yoga ist kein Leistungssport – und das soll es auch gar nicht sein. Wenn du noch keine Erfahrung hast, darfst du dir also ruhig Zeit nehmen, um deinen ganz eigenen Stil zu finden. Sobald du ihn gefunden hast, wirst du feststellen: Es hat schon einen Grund, warum diese uralte Lebensweise auch im 21. Jahrhundert noch so beliebt ist…

 

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